A Princess in Berlin: Zusammenfassung

Englischsprachige Ausgabe: Little, Brown & Company, Boston/Toronto, 1980

Deutschsprachige Ausgaben unter dem Titel: Berliner Reigen,

Schauplatz ist das Berlin der Weimarer Republik von 1922/23. Aufruhr herrscht in der Deutschen Hauptstadt nach dem Ende des I.Weltrkriegs. Das Proletariat ist auf den Straßen, die Rote Fahne schwenkend. Private Armeen, zusammengesetzt aus arbeitslosen, defätistischen Soldaten und Offizieren - Freikorps - ziehen durch Berlin, auf der Suche nach gewaltsamen Auseinandersetzungen. In radikaler neuer Musik, Theater und Kunst zeigt sich die brodelnde, gehässige und nervöse Energie der Menschen. Eine die Wirtschaft lähmende Inflation ungekannten Ausmasses bestimmt das Leben einer hungrigen Bevölkerung, ein Teil derer sich der Verzweiflung und dem Opportunismus hingibt. In den Villenvierteln am Wannsee und im Grunewald glauben aristokratische und grossbürgerliche Familien, ihr Leben in Überfluss weiterführen zu können.

Dies ist der farbgige Hintergrund, vor dem sich 'A Princess in Berlin' entfaltet, ein grosser Gesellschaftsroman des Amerikaners Arthur R.G. Solmssen in Fontanescher Tradition.

Peter Ellis, ein junger Amerikaner aus einer Quäker-Familie in Philadelphia, hat bei Kriegebeginn 1914 sein Studium am Harvard College in den USA unterbrochen, um an der aliierten Front in Frankreich als Sanitäter zu helfen. Wir erleben in einer kurzen Episode, wie er 1916 einem Piloten der Gegenseite das Leben rettet (dem Deutschen Christoph Keith), und erfahren später im Roman, daß er einen Teil des Kriegs mit Bombenschock in einer Nervenklinik verbracht hat, wo er mit der Malerei begann. Die Malstudien will er in Berlin fortsetzen. Die Stadt, abgebrüht und verführerisch zugleich, zeigt ihm eine frivole Gesellschaft à la Otto Dix und George Grosz, angesiedelt in prunkvollen Hotels, in den Kneipen der Friedrichstrasse, den Hinterhöfen der Arbeiterviertel, in aristokratischen Residenzen.

Als Ausländer ungebunden an soziale Schichten, lebt Peter in zwei ganz gegensätzlichen Welten: in der Bankiersfamilie Waldstein und in Neukölln, wo er bei Fritz Falke, einem Schüler Max Liebermanns, Malerei studiert. Falkes Kunst und Leben ergeben sich mit Zynismus dem Unglück, während die Quäker in den Arbeitervierteln  z.B. mit ihren Suppenküchen in anteilnehmender Menschlichkeit ihr uneigennütziges Engagement entfalten, wie sie es in vielen Teilen der Welt bis heute tun. Historisch authentisch sind auch eine Reihe von anderen Persönlichkeiten im Roman. Peter Ellis trifft Hermann Göring, Max Liebermann (der 1933 sagen wird "Ich kann garnicht soviel essen, wie ich kotzen möchte!") und den deutschen Aussenminister Walther Rathenau, dann Bert Brecht.

Peter beobachtet die deutsche Entwicklung mit der Klarheit, die aus der Distanz zwischen der deutschen und amerikanischen Kultur erwächst. Wie in Falkes Bildern zeigen sich in Berlin die gefährlichen Seiten des deutschen Charakters, die Verärgerung, unterschwellige Aggressivität, Feindseligkeit, Verbitterung, Gehässigkeit und Unzufriedenheit. Walther Rathenau wird von vielen als Verräter und jüdischer Intellektueller gehasst und verachtet. Trotz ihrer Trauer (und zuweilen Mutlosigkeit) versuchen Menschen wie er die Politik und die sozialen Spannungen in Deutschland zu moderieren, die polarisierten Seiten einander näher zu bringen, sie zu lösen aus verhängnisvoller Fixierung in einer Kultur des sorglosen Theoretisierens und der Abneigung gegenüber praktischem Handeln in unübersichtlicher Lage.

Peter möchte das menschliche Chaos von Falkes Bildern nicht übernehmen. Statt dessen sprechen seine Bilder so direkt und mit Präzision von Liebe, Wärme, Kraft und menschlicher Schönheit, daß Liebermann sie schätzt. Ebenso selbstverständlich hilft Peter seinen Freunden.

Es ist ein fesselnder Roman mit einer packenden Handlung an historischen Schauplätzen. Die bewegende Geschichte ist in ihrer Stimmung ähnlich der Verfilmung von Christopher Isherwoods 'Berlin Stories', die als 'Cabaret' mit Liza Minelli in der Hauptrolle ein Weltklassiker wurden. 'A Princess in Berlin' übertrifft 'Cabaret' aber um ein Vielfaches an Dramatik durch die Einbettung historischer aufwühlender Ereignisse in die Handlung und die Vielfalt und das Kaliber ihrer Protagonisten. Wir stehen mitten in einer Gesellschaft, wo politisch und intellektuell bedeutende und ungewöhnliche Persönlichkeiten einen uneigennützigen idealistischen Kampf übernommen haben, dem die obere gesellschaftliche Klasse in bequemen Korbstühlen auf Gartenparties genüßlich unbeteiligt und nihilistisch kommentieren. Andere kämpfen um ihre nackte Existenz. Eine bewegende Liebesgeschichte ist ebenfalls Teil der Handlung.

Der geschichtliche Hintergrund findet sich in Form von Links in der amerikanischen Zusammenfassung.

previous page   next page