Langzeitlagerung von hochradioaktivem Abfall: Thesen und Vorschläge

von

Joachim Gruber


Abdruck des Kommentars zum Blogbeitrag von Jochen Stay:

"Endlagersuchgesetz:
Es geht nur mit den Menschen, nicht gegen sie.
Das Gesetz wird scheitern. Aber es gibt eine Alternative.
"

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I. THESEN


I.A These A:

Die Aufgabenstellung "Suchen nach einem Endlagerstandort" lenkt uns in die falsche Richtung, weil die bisher beteiligte Wissenschaft trotz ihrer Ausstattung mit reichlichen finanziellen Mitteln nicht das Material bereitstellen kann, das man bei der Suche braucht. Im Fall der Langzeitsicherheit befinden wir uns in einem ganz frŸhen Stadium der Grundlagenforschung.


Einige Beispiele:

  1. Die Relevanz der Gasvorkommen unter dem Salzstock Gorleben ist unklar, weil Modelle zu deren Bewertung entweder nicht vorhanden oder nicht anerkannt sind ("Periodischer Bruch einer geologisch/geochemischen Barriere").
  2. Die Konsequenzen der Aufladung des Steinsalzes mit Strahlungsenergie aus dem hochradioaktiven Abfall sind wissenschaftlich nicht geklŠrt ("StrahlenschŠden in NaCl").
  3. Geochemische Prozesse sind unzureichend berŸcksichtigt.

    Die physikalischen Vorgänge hinter den wenigen, die berücksichtigt wurden, sind weitgehend unbekannt. Ihr Einfluss wird empirisch aus Experimenten entnommen, welche die Verhältnisse im Endlager so stark vereinfachen, dass der Wert der empirisch gewonnenen Daten ("Thermodynamische Datenbasis", z.B. THEREDA) unklar ist.


I.B These B:

Die Endlagerforschung hat sich nicht frei entwickelt, d.h.

  1. sie hat sich von der Politik Fragestellungen vorschreiben lassen und Antworten formuliert, welche nur einen kleinen Teil der Wissenschaft einbezogen, (http://acamedia.info/sciences/J_G/langzeitsicherheit.html#1.1.1).
  2. sie hat mit starken Vereinfachungen und NŠherungen gearbeitet, deren Reichweite unbekannt oder erwiesenerma§en unzureichend ist, (http://acamedia.info/sciences/J_G/ptb_2010.htm#1.1).
  3. unter politischem Druck hat die QualitŠt der Forschung stark gelitten (U. Donat, "Kritische Wissenschaftler fŸr dumm erklŠrt").

Beispiel:

Die Barrierewirkung des Gorlebener Deckgebirges wurde ŸberschŠtzt, weil man geochemisches Lehrbuchwissen ignorierte.


I.C Analogie zur Veranschaulichung der Thesen

George Orwell hat in "1984" ausgemalt, was geschehen wŠre, hŠtte der Staat zur Zeit der ersten Computer die Entwicklung einer Informationsgesellschaft forciert. Die freie Entwicklung der Informationswissenschaften und vor allem der Informationstechnologie hingegen hat zu einer damals všllig unvorstellbaren Vielfalt an Computeranwendungen gefŸhrt, die einen wesentlichen Teil unseres heutigen Wirtschafts- und zivilgesellschaftlichen Lebens bestimmen. Die Analogie verdeutlicht auch:

  1. Freie Entwicklung ist nicht gleichbedeutend mit unambitionierter, langsamer Entwicklung.
  2. Es gibt erprobte Wege zu erfolgreicher freier Entwicklung.


II. FOLGERUNGEN AUS DEN THESEN: VORSCHLÄGE

Ziel darf nicht eine Endlagersuche sein, sondern das Ziel muss eine freie Entwicklung der relevanten Geowissenschaften (einschl. Geochemie, Elektrochemie), Mathematik und Ingenieurswissenschaften (z.B. Wasserbau, Bergbau) sein.


II.A VorschlŠge

Die schwierige Aufgabe ist, Wege zu ebnen fŸr die Teilnahme von Wissenschaftlern benachbarter Gebiete. Wie


II.B Strategien zur Verwirklichung der VorschlŠge


Aufgabe 1: Verwirklichung von Transparenz fŸr und Beteiligung von relevanten Wissenschaftlern und interessierten Laien

(1) E. Huang, US Federal Communications Commission, "The Future of Civic Engagement in a Broadband-Enabled World"

(2) J. Gruber, "Open Data in der Politik - Ein Modell fŸr Open Data in der Endlagerforschung".


Aufgabe 2: Beseitigung von Defiziten in Transparenz und Beteiligung

  1. J. Gruber, "Ungelšste Probleme bei der Endlagerung von hochradioaktivem Abfall"
  2. J. Gruber, "Thesen" und "VorschlŠge" in: "Langzeitsicherheit eines Endlagers fŸr hochradioaktiven Abfall kann in Deutschland nicht gewŠhrleistet werden."



III. ZUSAMMENFASSUNG

  1. Anstatt mit denselben Mitteln weiter nach einem Endlagerstandort zu suchen, mŸssen wir fŸr die Endlagerforschung neue Methoden
  2. entwickeln, bevor wir hoffen kšnnen, wissenschaftlich und technisch der Endlagerlangzeitsicherheit nŠher zu kommen.

  3. Die bisher in der Endlagerforschung etablierten Organisationsstrukturen (Forschungsinstitute, Kommissionen) haben sich als dafŸr ungeeignet erwiesen.



IV. AUSBLICK

Das erste Ziel kšnnte sein, ein neues Forum von Wissenschaftlern zu etablieren, dessen Aussagen den bisherigen Rahmen der Endlagerforschung Ÿberschreiten. Das wŠre ein nukleares Analogon zum "Plenum der …konomen".



Jochen Gruber ist Physiker in Berlin.


Seit 4 Jahrzehnten Ÿbt er wissenschaftliche Kritik an der deutschen Forschung zur Langzeitsicherheit von nuklearen Endlagern  (EinfŸhrung). Ein Jahrzehnt davon arbeitete er in den USA, d.h. an der Stanford University, im Los Alamos National Laboratory, an der University of California, der Princeton University und am Courant Institute of Mathematical Sciences der New York University.


Seit 2010 berŠt er die GrŸnen im niedersŠchsischen Landtag, u.a. Gutachten zur


und hat ma§geblich beigetragen zur EinfŸhrung von Open Data in die Dokumentation Ÿber das Umwelt-Desaster im AtommŸlllager Asse.


Er ist seit vielen Jahren Fšrdermitglied bei Campact, war einige Jahre Fšrdermitglied in der Deutschen Umwelthilfe. Er hat die BŸrgerinitiative Umweltschutz LŸchow-Dannenberg beraten, auf Podien in Berlin ("TschŸss Vattenfall") und der BŸrgerinitiative PrigniX zur Diskussion der Sicherheit von nuklearen Endlagern beigetragen.



Version: 11. September 2013

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