Subject: Ihr Brief vom 11.5.2014: Dank -und Anmerkungen

From: Jochen Gruber <jochen.gruber@acamedia.info>

Date: 21. Mai 2014 23:00:09 MESZ

To: Jeannine Pflugradt <jeannine.pflugradt.ma03@bundestag.de>


Sehr geehrte Frau Pflugradt,

vielen Dank fŸr Ihre ausfŸhrliche Antwort auf mein Schreiben zu EEG-Novelle. Ich habe mich sehr darŸber gefreut, wie ernst und engagiert Sie den Dialog mit den WŠhlern fŸhren.


Zur Kostendynamik beim Strompreis haben sich international und national anerkannte Wissenschaftler geŠu§ert und sie als nicht sachdienliche Scheindebatte bezeichnet.

(Scheindebatte in dem Sinne: Kostendynamik und 2-Grad-Ziel kollidieren wegen des knappen Zeitrahmens, den uns das Klima setzt. Anerkannte …konomen bewerten aber die Kostendynamik im Vergleich zum 2-Grad-Ziel als nachrangig. )


Beispiele:


(1) Der SachverstŠndigenrat fŸr Umweltfragen (SRU) in seinem Eckpunktepapier "Den Strommarkt der Zukunft gestalten" ( Vorstellung des Eckpunktepapiers in der Sitzung des Wirtschafts- und Energieausschusses des Deutschen Bundestages am 12.3.2014).

Er fordert dazu auf, die Kostendebatte zu versachlichen.


(2) Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut fŸr Wirtschaftsforschung in Berlin in ihrem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel "Um den Strom wird erbittert gekŠmpft".


(3) Das Fraunhofer-Institut fŸr Windenergie und Energiesysteme (IWES) in seinem Bericht: "GeschŠftsmodell Energiewende: Eine Antwort auf das 'Die Kosten der Energiewende'-Argument", Januar 2014.


Der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale UmweltverŠnderungen (WBGU) zeigt in seinem Hauptgutachten "Welt im Wandel: Gesellschaftsvertrag fŸr eine Gro§e Transformation" aus dem Jahr 2011, dass bis 2020 eine grundlegende, revolutionsŠhnliche Umstrukturierung unserer auf fossilen Brennstoffen basierten Gesellschaft stattfinden mŸsse, um das 2-Grad-Ziel noch zu erreichen. Dazu mŸsse der Staat eine proaktive Rolle Ÿbernehmen, d.h. er mŸsse die (wie der WBGU sie nennt) "Pioniere des Wandels" auf jede nur mšgliche Weise fšrdern und ihre Zahl erhšhen.


Diese Pioniere haben uns seit einem Jahrzehnt oder mehr ein konstantes Wachstum der Erneuerbaren Energien geschaffen. Dank ihnen hat sich die Onshore-Windenergie im Zeitraum 1990 - 2004 alle 2.3. Jahre verdoppelt, danach alle 6 Jahre. Die Photovoltaik hat sich seit 2000 alle 1.6 Jahre verdoppelt.


Die Politik der Bundesregierung -so scheint mir- ignoriert den Ÿbergeordneten Sachzwang (2-Grad-Ziel) unter Hinweis auf einen postulierten škonomischen Sachzwang (Kostendynamik), den ihre eigenen Berater und angesehene …konomen als volkswirtschaftlich irrefŸhrend bezeichnen. Mit diesem falschen Argument zielt die EEG-Novelle auf eine Verschlechterung der Rahmenbedingungen fŸr die Pioniere des Wandels.


Es handelt sich bei der Novellierung des EEG um eine von den wenigen uns noch verbleibenden Entscheidungen fŸr die Zukunft unseres Planeten. In der Politik sind derart gravierende Entscheidungen selten und daher schwierig zu treffen.


Die Politik muss sich daher derjenigen unter ihren beratenden Wissenschaftlern bedienen, die das grš§te Ma§ an Vorsicht walten lassen. Zu ihnen zŠhlen die oben von mir Genannten.


Nochmals herzlichen Dank fŸr die FortfŸhrung dieses schwierigen Dialogs. Ich wŸrde mich sehr freuen, wenn ich Ihnen weiterhin behilflich sein kšnnte.


Ich wŸnsche Ihnen bei Ihrer so schwerwiegenden Arbeit viel Freude und grŸ§e Sie aus Ihrer Heimatgegend.


Dr. Joachim Gruber

(Physiker, Ankershagen, OT Rumpshagen)

(http://www.acamedia.info/sciences/J_G/)