Sektorkopplung durch die Energiewende
Volker Quaschning
Dies ist eine mit Bildern 13, 14 und Tabellen 10, 11 ergŠnzte Kopie der Kurzfassung von Volker Quaschnings Studie
"Sektorkopplung durch die Energiewende - Anforderungen an den Ausbau erneuerbarer Energien zum Erreichen der Pariser Klimaschutzziele unter BerŸcksichtigung der Sektorkopplung", HTW Berlin, 20.6.2016


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Kurzfassung
Beim Pariser Klimagipfel wurde beschlossen, die globale ErwŠrmung mšglichst auf 1.5 Grad Celsius zu begrenzen, um die Folgen des Klimawandels noch in einem vertretbaren Ausma§ zu halten. Dazu ist eine Reduktion des energiebedingten Kohlendioxidaussto§es gegen 2040 auf null erforderlich. Danach darf kein fossiles Erdgas, Erdšl und keine Kohle mehr genutzt werden oder das zu viel emittierte Kohlendioxid muss mit aufwŠndigen und kostenintensiven CCS-Verfahren wieder der AtmosphŠre entzogen und endgelagert werden. Die Energieversorgung in den Sektoren Strom, WŠrme und Verkehr sollte daher bis 2040 vollstŠndig mit erneuerbaren Energien gedeckt werden.
Die Potenziale fŸr Biomasse, Geothermie und Solarthermie sind in Deutschland begrenzt. Darum muss der wesentliche Anteil der kŸnftigen Energieversorgung durch Strom aus Windkraft und Photovoltaik gedeckt werden. Bei gleichbleibenden Verhaltens- und Konsummustern steigt dadurch der Stromverbrauch von derzeit rund 600 TWh auf gut 1300 TWh an. Voraussetzung sind ambitionierte Effizienzma§nahmen. Der motorisierte Stra§enverkehr muss fast vollstŠndig elektrifiziert werden. Gegen 2050 mŸssen dafŸr die Produktion von Fahrzeugen mit Benzin- und Dieselmotoren eingestellt und fŸr den GŸterverkehr wichtige Fernstra§en mit Oberleitungen versehen werden. Im WŠrmebereich dŸrfen ab dem Jahr 2020 keine neuen Gas- oder …lheizungen sowie KWK-Anlagen installiert werden. Aus EffizienzgrŸnden wird kŸnftig der Ÿberwiegende Anteil der RaumwŠrme durch WŠrmepumpen gedeckt.
Werden die Effizienzma§nahmen nicht umgesetzt, steigt der Strombedarf auf bis zu 3000 TWh an. Diese Strommenge in absehbarer Zeit klimaneutral zu decken ist unrealistisch. Selbst fŸr einen Strombedarf von 1300 TWh muss das Ausbautempo von Solar- und Windkraftanlagen deutlich steigen.
- Bei der Onshore-Windkraft liegt der empfohlene jŠhrliche Nettozubau bei 6.3 GW,
- bei der Offshore-Windkraft bei 3 GW und
- bei der Photovoltaik bei 15 GW.
Zur kosteneffizienten Integration dieser erneuerbaren Kraftwerksleistungen muss ein Kohleausstieg bis spŠtestens 2030 erfolgen.
Mit den heutigen Zielvorgaben aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz besteht keinerlei Mšglichkeit, die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen. Das ist den politischen Verantwortlichen entweder nicht bewusst oder sie nehmen ein Verletzen der Klimaschutzverpflichtungen bewusst in Kauf oder setzen auf eine nachtrŠgliche Korrektur durch CCS-Technologien. Da keine dieser Optionen gesellschaftlich tragbar ist, sind schnelle und einschneidende Korrekturen der Energiepolitik dringend erforderlich.
Schlussfolgerungen der Studie

- FŸr einen erfolgreichen Klimaschutz mŸssen die Sektoren Strom, WŠrme und Verkehr bis zum Jahr 2040 vollstŠndig dekarbonisiert werden.
- Kohlekraftwerke zŠhlen zu den grš§ten Verursachern von Kohlendioxidemissionen. Der Kohleausstieg sollte daher spŠtestens 2030 abgeschlossen sein. HierfŸr ist auch die schnelle Errichtung von Speichern erforderlich.
- Mit der jetzigen Energiepolitik und den Zubaukorridoren fŸr den Ausbau der regenerativen Stromerzeugung im EEG kšnnen regernative Energien bis zum Jahr 2040 nur bis zu 35 % des erforderlichen Bedarfs decken. Das Einhalten der Pariser Klimaschutzvereinbarungen ist damit absolut unmšglich.
- KŸnftig wird auch ein gro§er Teil des Energiebedarfs in den Sektoren WŠrme und Transport durch elektrischen Strom aus Solar- und Windkraftanlagen gedeckt werden mŸssen. Dadurch steigt der Stromverbrauch von derzeit 628 TWh auf mindestens 1320 TWh.
- Werden keine ambitionierten Effizienzma§nahmen umgesetzt, kann sich der Strombedarf verfŸnffachen und auf Ÿber 3000 TWh ansteigen. Dieser Bedarf lŠsst sich bis 2040 nicht durch erneuerbare Energien in Deutschland decken.
- Aus EffizienzgrŸnden scheiden kŸnftig Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren sowie Gasheizungen und KWK-Anlagen aus.
- Mšglichst ab 2025, spŠtestens aber ab 2030, sollten daher in Deutschland keine Neufahrzeuge mit Verbrennungsmotoren mehr zugelassen werden. Die wichtigsten Fernstra§en sind mit elektrischen Oberleitungen zu versehen.
- Gas-Brennwertkessel und KWK-Anlagen dŸrfen ab dem Jahr 2020 nicht mehr neu gebaut werden. Stattdessen mŸssen effiziente WŠrmepumpen die GebŠudewŠrmeversorgung und Warmwasserbereitung weitgehend Ÿbernehmen.
- Durch GebŠudesanierung sollte der WŠrmebedarf der GebŠude in den nŠchsten 25 Jahren mšglichst um 30 bis 50 Prozent gesenkt werden.
- FŸr die regenerative Stromerzeugung wird fŸr das Jahr 2040
- fŸr Onshore-Windkraft eine installierte Leistung von 200 GW,
- fŸr die Offshore-Windkraft von 76 GW und
- fŸr die Photovoltaik von 400 GW empfohlen.
- Der erforderliche Nettozubau betrŠgt fŸr die Onshore-Windkraft 6.3 GW, fŸr die Offshore-Windkraft 2.9 GW und fŸr die Photovoltaik 15 GW pro Jahr.
100 Prozent erneuerbare Energien fŸr Deutschland: Koordinierte Ausbauplanung notwendig
DIW Wochenbericht 29/30 / 2021, S. 507-513
Download (im Cache) -
Gesamtausgabe (PDF 2.5 MB)
Leonard Gške, Claudia Kemfert, Mario Kendziorski, Christian von Hirschhausen
ãDas Ausbautempo muss stark gesteigert werden, sowohl bei der Windenergie als auch bei der Solarenergie. FŸr eine Vollversorgung mit erneuerbaren Energien mŸssen wir die Rahmenbedingungen fŸr alle Sektoren schaffen, nicht nur fŸr Strom, sondern auch fŸr WŠrme und MobilitŠt. Dann kšnnte es sehr schnell gehen.Ò Claudia Kemfert
Wenn das bis 2035 verwirklicht werden soll, bedeutet das einen Zubau von 3 GW (PV + Wind) pro Monat.
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Nutzung ausschlie§lich erneuerbarer Energien ist mšglich und sicher
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Eine gesamtwirtschaftlich kostengŸnstige Einhaltung der Klimaschutzziele erfordert eine zu 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung in Deutschland.
- ... [E]in vollstŠndig auf erneuerbaren Energien basierendes Energiesystem in der gesamten EuropŠischen Union, in Deutschland und auch auf Ebene aller 38 Planungsregionen [ist] mšglich.
- Au§ereuropŠische Importe von Wasserstoff, bei denen auf absehbare Zeit auch fossile EnergietrŠger genutzt werden, sind nicht notwendig.
- Die vorhandenen Potenziale in den Planungsregionen Deutschlands sind ausreichend, mŸssen jedoch wesentlich aktiver erschlossen werden.
- Auch bei einer vollstŠndig erneuerbaren Energieversorgung wŠre die stŸndliche Versorgungssicherheit des Systems gewŠhrleistet, sofern FlexibilitŠtsoptionen genutzt werden. Hierzu gehšrt auch die Einbindung Deutschlands in das Verbundnetz, das den Export von Strom bei †berschuss beziehungsweise auch den Import zur Deckung der Nachfrage gewŠhrleistet.
- Die Perspektive einer Vollversorgung durch erneuerbare Energien muss in die Planung des gesamten Energiesystems einbezogen werden. Dies bezieht sich
- sowohl auf die Anordnung von Erzeugungs- und Speicheranlagen
- als auch auf die Netzinfrastruktur.
- Der Szenariorahmen fŸr den Netzentwicklungsplan Strom sollte in der nŠchsten Fassung 100-Prozent-Erneuerbare-Szenarien beinhalten.
- Auch europaweit ist die Umstellung von fossilen Kraftwerken und von Kernkraftwerken auf erneuerbare Energien wichtig.
- Daher ist gerade auf europŠischer Ebene die Anpassung der laufenden Zehn-Jahres-EntwicklungsplŠne besonders dringend, da diese nach wie vor erhebliche fossile KapazitŠten und Kernkraft vorsehen.
CO2-neutral bis 2035:
Eckpunkte eines deutschen
Beitrags zur Einhaltung
der 1,5-¡C-Grenze
Diskussionsbeitrag fŸr Fridays for Future Deutschland mit finanzieller UnterstŸtzung durch die GLS Bank
(2. korrigierte Auflage)
Georg Kobiela et al., Wuppertal-Institut, Oktober 2020
Literatur
Das bedeutet 2 ... 3 GW (PV + Wind) pro Monat
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Volker Quaschning
Werden die Effizienzma§nahmen nicht umgesetzt, steigt der Strombedarf auf bis zu 3000 TWh/a an. Diese Strommenge in absehbarer Zeit klimaneutral zu decken ist unrealistisch. Selbst fŸr einen Strombedarf von 1300 TWh/a muss das Ausbautempo von Solar- und Windkraftanlagen deutlich steigen.
Agora-Energiewende & Prognos in Studie (2020) "Klimaneutrales Deutschland" (s. unten): Nettostromerzeugung bei Sektorkopplung: 848 TWh/a
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- Bei der Onshore-Windkraft liegt der empfohlene jŠhrliche Nettozubau bei 6.3 GW/a,
- bei der Offshore-Windkraft bei 3 GW/a und
- bei der Photovoltaik bei 15 GW/a.

Quelle: DIW


Quelle: Uba, 2021,
Entwicklung des Endenergieverbrauchs nach Sektoren und EnergietrŠgern , 10. Mai 2021

Quelle: Stiftung Klimaneutrales Deutschland (KNDE)
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1. Volker Quaschning (HTW), "Klimaschutz in der Sackgasse Ð Bedrohungen und Wege in eine neue Energiewelt", 17. Juni 2019 (im Cache)
Notwendiger Ausbau
- Onshore-Wind: 6.5 GW/a
- PV: 16 GW/a
Potential
- PV: 400 GW (= 0.6% der LandesflŠche)
- 200 GW auf GebŠuden,
- 200 GW auf FreiflŠchen = 1000 km^2 bei 20% Modulwirkungsgrad
- landwirtschaftliche FlŠchen: 182 000 km2
- Wind: 276 GW
- 200 GW onshore (installiert 53 GW, Stand: Ende 2018)
- 76 GW offshore
2. Forschungszentrum JŸlich (2020): Projektion fŸr 2050 im Szenario "95% (80%) Reduktion im Vergleich zu 1990"
- PV: 167 (109) GW (Tab. 5.3)
- 104 (63) GW, Volllaststunden: 1187 (1194) h/a auf FreiflŠchen,
- 63 (46) GW, 1100 (1100) h/a auf DŠchern
- Wind: 264 (175) GW (Tab. 5.2)
- 231 (153) GW, Volllaststunden: 2354 (2384) h/a onshore
- 33 (22) GW, Volllaststunden: 4595 (4595) h/a offshore
3. Stiftung KlimaneutralitŠt (2020): Projektion "Klimaneutrales Deutschland" fŸr 2050 (2030) der Agora Energiewende, Agora Verkehrswende, Prognos (s. hier)
- PV: 355 GW (150 GW),
- Ausbau im Zeitraum 2021 - 2030: 10 GW/a, Bruttozubau 98 GW
- Wind
- onshore: 130 GW (80 GW),
- Ausbau im Zeitraum 2021 - 2030: 4.5 GW/a, Bruttozubau 44 GW
- offshore: 79 GW (25 GW),
- Ausbau im Zeitraum 2021 - 2030: 1.7 GW/a, Bruttozubau 17 GW
4. DIW 2021 für Sektorkopplung bei 100% Erneuerbaren Energien in Deutschland (Kurzfassung, Langfassung im Cache):
- PV
- Aufdach: 900 GW
- FreiflŠchen: 226 GW
- Wind
- onshore: 223 GW
- offshore: 80 GW
5. Ziel der Bundesregierung
- 67 bis 71 GW onshore (bis 2030). Gegenwärtig (2020) sind 55 GW (onshore) installiert.
6. Umweltbundesamt: Geplante Abstandsregeln fŸr WindrŠder gefŠhrden Klimaziele, 20.11.2019 (mehr)
- 81 GW: theoretisches Onshore-Wind-Leistungspotenzial der potenziell nutzbaren FlŠchen (bis 2030)
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Version: 27.9.2021
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